Woher kommt der Begriff „Nachhaltigkeit“? Er kommt aus der Wirtschaft, um genau zu sein aus der Forstwirtschaft. Im Jahr 1713 schrieb Hans Carl von Carlowitz in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“, dass immer nur so viel Holz gerodet werden sollte, wie wieder durch planmäßige Aufforstung nachwachsen kann. Damals ging es auch schon darum, ein Gleichgewicht im Umgang mit Ressourcen zu finden.
Auch heute ist dieses Handeln nach wie vor essentiell, vor allem, weil in den vergangenen Jahrzehnten diese Werte in den Hintergrund gedrängt wurden und der Profit an erster Stelle stand. Dies sieht man an dem jährlich errechneten „Earth Overshoot Day“.
Wir leben gerade als hätten wir 1,6 Erden zur Verfügung.
Der „Earth Overshoot Day“ zeigt an, ab welchem Tag im Jahr die weltweiten Ressourcen verbraucht wären, die die Erde in einem Jahr wiederherstellen kann. Im Jahr 2020 war das der 22. August. Wir Menschen leben also ab diesem Tag über unsere Verhältnisse. Fällen z.B. mehr Bäume als nachwachsen können, fischen mehr, als sich die Bestände erholen können und stoßen mehr Kohlendioxid aus, als Wälder und Ozeane absorbieren können. Das Alarmierende daran ist, dass dieser Tag jedes Jahr früher erreicht wird. 2020 war eine Ausnahme, die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns hat zu einer kleinen Verschnaufpause geführt und den Termin um einen Monat nach hinten geschoben. Der prognostizierte Termin war im Juli angesetzt.
Da dieser erschreckende Trend den Menschen immer bewusster wird, gewinnt auch das nachhaltige Wirtschaften in Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Viele Kunden kaufen lieber Waren und Dienstleistungen bei Unternehmen, die sich über Nachhaltigkeit Gedanken machen und beide, Kunden und Unternehmen, werden jeden Tag mehr.
Es lohnt sich also als Unternehmer, auch als Klein- und Mittelständler, sich über Strategien für mehr Nachhaltigkeit Gedanken zu machen.
Wo nun anfangen? Welche Maßnahmen sollte man auf Umsetzbarkeit im eigenen Unternehmen prüfen?
- Im Büro könnte man im Kleinen anfangen und Recycling-Papier verwenden, es beidseitig schwarz-weiß bedrucken und als Standard am Drucker einstellen. Auch eine Sammelstelle für Fehldrucke als Schmierpapier könnte man einrichten.
- In den Aufenthaltsräumen besteht die Möglichkeit, Küchenrolle und Toilettenpapier gegen Recyclingalternativen auszutauschen.
- Eine E-Mail Signatur einzurichten in der steht „Ist es wirklich nötig diese Mail auszudrucken?“ ist kein großer Aufwand, der aber vielleicht das eine oder andere Blatt spart.
- Die leeren Tonerkartuschen und Druckerpatronen sollten unbedingt recycelt werden.
- Möglich wäre vielleicht auch ganz ohne Papier auszukommen, wenn man ein effektives Ablagesystem anwendet. Die Umstellung auf ein papierloses Büro wird immer beliebter.
- Der anfallende Müll sollte getrennt werden.
- Verpackungsmaterial kann eingespart, oder durch Recyclingmaterial ersetzt werden.
- Den Energieverbrauch der Heizung kann man senken, indem stoßgelüftet und übermäßiges Heizen vermieden wird, zum Beispiel durch eine Zeitschaltuhr an den Heizkörpern. Gleichzeitig spart man damit auch noch Kosten.
- Den Stromtarif könnte man prüfen und gegebenenfalls zu einem Ökostromtarif wechseln.
- Bei der Verwendung von stromsparenden Geräten werden Kosten gespart und die Umwelt freut sich.
- Die Stand-by-Funktion an Elektrogeräten sollte man nachts ausschalten.
- Das Löschen von Daten oder Mails auf dem Computer, die nicht mehr benötigt werden, spart Speicherplatz und somit auch Strom.
- Auf Weihnachtskarten und -geschenke könnte man verzichten und stattdessen für einen ökologischen und/oder sozialen Zweck spenden.
- Eine Möglichkeit wäre auch, Werbegeschenke abzuschaffen oder nachhaltige, praktische Dinge zu verschenken, wie Trinkflaschen, Brotdosen, oder Blumensamen, die zu nachhaltigem Handeln anregen.
- Vielleicht kann man auch Mobilitätsalternativen, die klimafreundlich sind, unterstützen, wie Carsharing, Elektroautos, Fahrräder, oder Lastenfahrräder. Auch Jobtickets und/oder Bahncards wären vielleicht machbar.
Diese Denkanstöße können meist schnell bis mittelfristig umgesetzt werden. Ein weiterer Schritt wäre, die Rohstoffe, oder die Teile die man für die Produktion verwendet, auf Nachhaltigkeit zu prüfen, oder man schafft stromsparende Maschinen für die Produktion an. Das Umrüsten der bestehenden Heizungsanlage auf erneuerbare Energien, oder Dachflächen für Solarenergie zu nutzen, wäre auch denkbar.
Diese Ziele sollte man langfristig in Erwägung ziehen, da sie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sehr sinnvoll sein können.
Natürlich erfordern solche Maßnahmen ein gewisses Maß an Kapital. Der Staat unterstützt durch unterschiedliche Förderprogramme, zum Beispiel von der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle), oder der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Eine gute Übersicht gibt die Seite www.foerderinfo.bund.de.
Zum anderen kann man sich bei seiner Bank um einen Kredit bemühen. Es gibt aber auch immer beliebter werdende Möglichkeiten, solche Investitionen über Leasing zu finanzieren. Sale and Lease back ist zum Beispiel solch eine Möglichkeit. Dabei wird eine neu angeschaffte Maschine an einen Leasinggeber verkauft und anschließend gleich wieder von ihm zurück geleast. Im Gegensatz zum Bankkredit ist Sale and Lease back eine asset-basierte Finanzierung, bei der die Wertigkeit und die Austauschbarkeit der Maschine im Vordergrund stehen und die Bonität eine untergeordnete Rolle spielt. Was die Finanzierung, für Unternehmen die nicht über ausreichend liquide Mittel verfügen, sehr interessant macht.
Nachhaltigkeit geht uns alle etwas an. Jeder kann im Kleinen anfangen und sich nach und nach an dieses Thema herantasten. Schnell sind die ersten Maßnahmen umgesetzt. Werden Sie aktiv – und machen Sie Ihr Unternehmen und unsere Welt ein bisschen besser. (S. Adelhardt)