Ein Unternehmen kann nur dann erfolgreich arbeiten, wenn es ihm gelingt, alle seine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen. Diese Verpflichtungen kann es durch Umsatz aus dem Umlaufvermögen (Vermögenswerte die innerhalb eines Geschäftszyklus in Bargeld umgewandelt, verkauft oder verbraucht werden können) oder durch liquide Mittel von außen (Eigenkapital oder Fremdkapital) erfüllen.
Unternehmen müssen ihre Liquidität durchgehend überwachen. Dies geschieht durch eine Gegenüberstellung von verfügbaren oder zu bestimmten Terminen erwarteten Zahlungsmitteln und fälligen und zu erwartenden Verbindlichkeiten. Eine Zahlungsunfähigkeit kann das Ende der betrieblichen Tätigkeit bedeuten. Nicht alle Ereignisse, die zu Schwierigkeiten führen können, lassen sich mit Gewissheit voraussagen (z.B. Absatzschwierigkeiten, Forderungsausfälle oder Zahlungsverzug). Deshalb sollten die erwarteten Einnahmen sehr vorsichtig und die voraussichtlichen Ausgaben nicht zu knapp geschätzt werden.
Begriff Liquidität wird in zweifacher Bedeutung verwendet
- Liquidität ist eine Eigenschaft betrieblicher Vermögenswerte: in diesem Zusammenhangbezieht sich der Begriff auf die Leichtigkeit, mit der Vermögenswerte in ein Zahlungsmittel umgewandelt bzw. als Zahlungsmittel verwendet werden können, ohne den Wert wesentlich zu beeinflussen. Er bezieht sich also auf die „Liquidierbarkeit“ einzelner Vermögensgegenstände. Zum Beispiel gelten Tagesgeldkonten als hochliquide, da sie sofort und ohne Wertverlust in Bargeld umgewandelt werden können. Immobilien oder spezielle Ausrüstung gelten dagegen als weniger liquide, da es länger dauern kann, sie zu veräußern bzw. ein schneller Verkauf oft zu Verlusten führt. Dies hat natürlich einen großen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit eines Betriebes, erfasst aber nur einen Teil des Liquiditätsproblems, da der Kapitalbereich nicht mit einbezogen ist.
- Liquidität ist ein Maß der Zahlungsfähigkeit: hier bezeichnet der Begriff das Verhältnis zwischen verfügbaren Geldmitteln und Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt (Deckungsverhältnis). Hier ist natürlich gefordert, dass Verbindlichkeiten durch flüssige Mittel oder fristgerecht in Zahlungsmittel umwandelbare Vermögensteile gedeckt werden können. Liquidität bezeichnet also die Fähigkeit, allen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht und ohne große Schwierigkeiten nachkommen zu können. Ist dies zu jedem Zeitpunkt gegeben, bedeutet das, dass ein Betrieb im finanziellen Gleichgewicht ist – er ist liquide.
Illiquidität, Unterliquidität und Überliquidität
Ist das finanzielle Gleichgewicht eines Unternehmens gestört, da es seine Rechnungen nicht zahlen kann, ist es illiquide. Kann den Forderungen nur vorrübergehend nicht nachgekommen werden, liegt eine Unterliquidität vor, die mit Krediten eventuell überbrückt werden kann. Der Zustand einer dauerhaften Einstellung von Zahlungen bedeutet die Illiquidität oder Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. Dies führt normalerweise zum Konkurs.
Finanzielles Gleichgewicht bedeutet allerdings auch, dass die Zahlungsmitteldeckung nicht sehr viel größer als der Bedarf sein sollte. Denn dann liegt eine Überliquidität vor. Dies bedeutet zwar nicht das Ende eines Unternehmens (wie ein Konkurs bei Illiquidität), ist aber ein Rentabilitätsproblem und somit ein Nachteil. Vor allem, da diese Überschüsse, bei meist niedriger Verzinsung, nicht optimal eingesetzt werden.
Unternehmensgesundheit als Basis für die Zusammenarbeit
Liquidität ist ein Schlüsselindikator für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens. Genügend Liquidität ist entscheidend, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, in Wachstum zu investieren und unvorhergesehene Ausgaben oder wirtschaftliche Abschwünge zu bewältigen.
Ob Banken, Lieferanten, Geschäftspartner, Investoren oder Gläubiger, alle haben ein großes Interesse daran, mit Unternehmen zusammen zu arbeiten, die über eine gesunde Liquidität verfügen. Ein liquides Unternehmen kann seine Rechnungen pünktlich bezahlen und weiterhin Ware bestellen, was zur Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu Lieferanten und Kreditgebern beiträgt.
Unternehmen mit hoher Liquidität sind finanziell flexibel und können schneller auf Marktchancen, oder unerwartete Herausforderungen reagieren. Sie haben die finanziellen Mittel, um in neue Technologien zu investieren, Marketingaktivitäten zu finanzieren oder zusätzliche Ressourcen bei Bedarf zu mobilisieren.
Investoren möchten sicher sein, dass ein Unternehmen seine Finanzen stabil hält und Gewinne erzielen kann. Gläubiger legen großen Wert auf die Kreditwürdigkeit einer Firma und die fristgerechte Rückzahlung von Schulden. Dies erleichtert auch den Zugang zu weiteren Finanzierungen zu möglicherweise günstigeren Bedingungen.
Liquiditätsrate / Liquiditätskennzahl als Indikator für die finanzielle Gesundheit
Liquiditätsgrad 1. Ordnung (Cash Ratio oder Barliquidität): setzt die liquiden Mittel (Bargeld und kurzfristige Bankguthaben) in Relation zu seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten. Sie zeigt, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Schulden allein mit den sofort verfügbaren Mitteln zu begleichen.
Liquiditätsgrad 2. Ordnung (Quick Ratio oder Acid-Test-Verhältnis): erweitert die Barliquidität um kurzfristig liquidierbare Forderungen (z.B. von Kunden) und setzt diese Summe ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Sie gibt Aufschluss darüber, wie gut das Unternehmen diese Verbindlichkeiten decken kann, ohne auf den Verkauf von Vorräten angewiesen zu sein.
Liquiditätsgrad 3. Ordnung (Current Ratio oder Umlaufvermögen-Verhältnis): bezieht das gesamte Umlaufvermögen (inklusive Vorräte) in die Betrachtung ein und setzt es ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Sie gibt an, inwiefern die Firma ihre kurzfristigen Schulden durch die Umwandlung aller kurzfristigen Vermögenswerte in Liquidität decken kann.
Von der Liquiditätsrate eines Unternehmens hängt es ab, wie vertrauenswürdig es wahrgenommen wird. Fazit: Unternehmen sollten jederzeit die „goldene Bankregel“ bzw. „goldene Finanzierungsregel“ einhalten, denn sie hilft dabei, finanziell gesund zu bleiben. Im Kern besagt diese Regel, dass das Unternehmen seine Investitionen in Anlagevermögen (Gebäude, Maschinen…) durch langfristiges Kapital finanzieren sollte. Kurzfristige Verbindlichkeiten sollten nur zur Finanzierung des Umlaufvermögens (Rohstoffe, Waren…) verwendet werden.
Die goldene Finanzierungsregel fördert eine solide Finanzstruktur, indem sie dafür sorgt, dass die Fristigkeiten von Vermögenswerten und Kapitalquellen gut aufeinander abgestimmt sind. (H. Binner)